Am kommenden Wochenende wird die Ostschweiz zum internationalen OL-Epizentrum. Rund 200 Studierende OL-Läuferinnen und - Läufer messen sich an der Studierenden-EM in drei Wettkämpfen. Die Schweizer Teilnehmenden gehören zum innersten Favoritenkreis. Parallel dazu treten die regionalen Nachwuchskader gegeneinander an. 

Das OL-Spektakel der European Universities Orienteering Championship, kurz EUOC, nimmt seinen Lauf am Donnerstag mit der Eröffnungszeremonie. Sportlich geht es am Freitag um die Medaillen im Sprintwettkampf. Die Teilnehmenden aus 17 Ländern und von 67 verschiedenen Hochschulen werden am Vormittag eine Qualifikation bestreiten, am Nachmittag gilt es im Final noch ernster. Beide Rennen finden in der Stadt St. Gallen und an den beiden Hügelzügen nördlich und südlich der langgezogenen Ostschweizer Stickereimetropole statt. Die Steilheit der Hänge wird einen massiven Einfluss auf das Lauftempo haben. Es gilt, im richtigen Moment abzubremsen, um den Kartenkontakt nicht zu verlieren.

Das Ziel der Finalläufe befindet sich direkt neben dem bekannten Kloster, welches zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Die Teilnehmenden passieren die Klosteranlage mehrfach, was zu einem Spektakel für die Zuschauenden führen wird. St. Gallen ist kein blinder Fleck auf der OL-Karte, 2012 war der Krösus des OL-Sports im Rahmen des Weltcups in der Gallusstadt zu Gast. 


Der historische Stadtkern St. Gallens bietet eine einmalige Kulisse für den Sprintwettkampf.

OL entlang der Gaiserbahn
Das Wochenende der Studierenden-EM 2023 ist auch eine Reise entlang der historischen St. Gallen-Gais-Appenzell-Bahn (SGA), im Volksmund auch Gaiserbahn genannt. Das Mitteldistanzrennen am Samstag findet am Nordhang des Hirschbergs oberhalb des Kurtorts Gais AR statt. Das bereits oft genutzte OL-Gebiet gehört zu den absolut schönsten voralpinen Wäldern der Ostschweiz und bietet Bodenvegetation in der Form von Moos und Sümpfen anstelle von Dornen. Lichtungen und gefühlt tausend Bäche geben dem Wald einen besonderen Charakter. Am Samstag startet auch der traditionelle Jugendcup, an dem sich die besten OL-Jungtalente der Schweiz mit ihren Nachwuchskadern messen. Für das Nachwuchskader ZH/SH gilt es, den Titel zu verteidigen. Für alle übrigen OL-Intressierten bietet sich eine Startgelegenheit am Engelburger-OL, der ebenfalls parallel durchgeführt wird. 

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Der Hirschberg kann mit märchenhafter Stimmung für das Mitteldistanzrennen auftrumpfen. 

Finalissima am Landsgemeideplatz
Am Sonntag erreicht der OL-Tross Appenzell und seinen historischen Ortskern, geprägt von den Holzbauten, die nach dem verheerenden Brand von 1560 errichtet wurden. Sämtliche Athletinnen und Athleten des Jugendcups und der EUOC erwartet eine Sprintstaffel mit Wettkampfzentrum auf der Sportanlage Wühre. Spätestens hier wird deutlich werden, dass die Läuferinnen und Läufer der EUOC nicht nur für ihre Nationen, sondern für ihre Universitäten, an denen sie eingeschrieben sind, starten. Die Athletinnen und Athleten in den Zweierteams müssen nämlich an derselben Universität immatrikuliert sein. Auch die Jugendcup-Staffel wird als Sprintstaffel ausgetragen, jedoch nicht wie im Weltcup üblich in gemischten Teams sondern in geschlechtergetrennten Teams nach Jugendcup-Reglement. Wer vermag es, das Geheimnis der schnellsten Appenzeller Routenwahl zu knacken? Am Sonntag wird die Lösung bekannt sein.


St. Gallen ist im OL-Fieber!

Weltmeisterin und Junioren-Weltmeister am Start
Die Schweizer Athletinnnen und Athleten sind die am ganzen Wochenende die klaren Favoriten. Prominente Namen wie Joey Hadorn, Simona Aebersold oder Eline Gemperle sind auf der Startliste zu finden, während die skandinavischen Universitäten entweder gänzlich auf eine Teilnahme verzichten oder keine Kaderläuferinnen und Kaderläufer in die Ostschweiz entsenden.

Die stärkste Konkurrenz kommt deshalb für einmal aus Ungarn oder Tschechien. Ein hochintressanter Name ist Juniorenweltmeister Jakub Chaloupsky von der tschechischen Agraruniversität in Prag, der am Weltcup in seinem Heimatland vor einigen Wochen den 17. Rang im Sprint erlaufen hat. Da Simona Aebersold nur die Sprintstaffel bestreiten wird, sind die anderen Rennen ziemlich offen.

Interessante Schweizer Namen sind beispielsweise die amtierende Studentenweltmeisterin Katrin Müller oder die einheimische Eliane Deininger. Ihr Elternhaus steht am Rande des Sprint-Laufgebiets.

Durchgeführt wird das OL-Wochenende von der lokalen OLG St. Gallen/Appenzell sowie der OL Regio Wil, der Universität St. Gallen und Swiss University Sports. Tatkräftige Unterstützung erhalten sie von anderen OL-Vereinen der Region.

(Text: Lukas Deininger, Fotos: EUOC 2023, Andrin Sutter, Rita Deininger-Briker).

Infos zur EUOC gibt es auf https://orienteering2023.eusa.eu/.
Zuschauerinformation Jugendcup: https://www.swiss-orienteering.ch/files/2023_JC_Zuschauerinformation.pdf